Verstärkung

Interview mit einem Volontär

Iteration: Herr Chenresak was hat Sie dazu bewegt bei The Iteration anzuheuern?

Chenresak: Wie jeder gute Seebär bin auch ich als eingefleischte Landratte immer auf der Suche nach einem Kutter, der mich ein gutes Stück nach vorne auf meiner Reise durch die Zeit bringt. Dabei fiel meine Wahl auf The Iteration, weil dieses Schiff im Gegensatz zu den aufgetakelten Fregatten der alten Zeit durch den Steuerkomfort einer Nussschale besticht und nicht den weitverbreiteten Irrtum unterstützt, die Zeit bewege sich linear, sozusagen gradlinig vorwärts. Realistisch wäre es hier zu sagen, die Zeit hoppelt daher. Aber in der Realität sieht die Wirklichkeit ja eh ganz anders aus.

Iteration: Eigentlich sollten in diesem Interview von unserer Seite nur objektive Fragestellungen kommen, doch schwingt in ihrer Antwort soviel fragmentarisches Lob, dass es uns ganz warm um den Äquatorialring wird und wir uns herzlich betanken wollen. Nun reißen wir trotzdem den Fahrradlenker unser Nussschale wieder an uns und kommen zur nächsten Frage. Haben sie einen Infiltrationauftrag?

Chenresak: Wie viele Ereignisse auf meiner Reise durch die Zeit lassen mich auch die Aufträge, die mir hier und dort mal angeboten werden größtenteils unbeeinflusst. Darunter, und das kann ich unter dreißig Fingern, wie das hier ja der Fall ist ruhig zugeben, dass mich gestern, so kann man es sagen als ich mich im Persien des ausgehenden 14. Jahrhunderts befand ein gewisser Achmem Gebisch beauftragte, die noch ausstehende Zerstörung seines Gemüseladens zu untersuchen. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass mich diese Begegnung hier zu The Iteration verschlug, war es doch eine der bedeutsamen, mich unbeeinflusst lassenden Begegnungen. Meine Arbeit hier soll heute jedoch davon nicht tangiert werden.

Iteration: Kann es sein, dass Sie sich im Jahrhundert geirrt haben? Bitte antworten Sie aus Platzgründen nur mit Ja oder Nein.

Chenresak: Ja, lassen Sie es mich so ausdrücken: Vielleicht irren Sie sich ja in der Wahl der Bezeichnung für was auch immer Sie da zählen mögen mit ihrer beschissensten temporalen Einteilung aller Zeiten. Ober! Zahlen!

Iteration: Dass Sie sich da mal nicht im Klang vergreifen. Aber wir wollen es mal gelten lassen, dass ihre Erfahrungen mit Dilatationseffekten tiefer gehen als die unseren. In ihrem ersten Artikel, der ebenfalls in dieser Ausgabe zu finden ist, zeigen Sie ja bereits deutlich auf wie viel oder wenig Ihnen am narrativen Konsens unserer Gesellschaft liegt. Haben Sie vor, diesen bissigen Ton in Zukunft beizubehalten?

Chenresak: Ich möchte Ihnen zuliebe näher auf das bisschen Ton eingehen, das noch in der heutigen Gesellschaft zu finden ist. Vorraussetzung dafür ist natürlich, dass man sich darauf versteht, den Ton zu finden und wer dazu nicht in der Lage ist, also wirklich, der kann nur hoffen, dass auch er davon unbeeinflusst bleibt. Mit meiner sehr expressiven Ausdrucksweise möchte ich schlichtweg deutlich machen, dass ich mehr aus der Gesellschaft herauszuholen hoffe, als im allgemeinen möglich scheint. Eine Eigenart des Jahrhunderts, in dem wir uns nun doch gemeinsam zu bewegen glauben, ist die stetig fortschreitende Entwicklung technischer Möglichkeiten und die damit verbundene Ahnungslosigkeit über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei gleichzeitigem Hinterherhinken der Ahnung über metaphysische Möglichkeiten. Dieser Trip soll dazu dienen, einen möglichst direkten Zugang zu verborgenen Fähigkeiten zu öffnen.

Iteration: Bei soviel Selbstbewusstsein scheint es ja nur eine Frage der Zeit, bis Sie Martin King C die Stelle als Ableitungsteiler streitig machen.

Chenresak: Es ist meiner Ansicht nach das edelste Ziel und auf unendlich lange Zeit hin gesehen unbestreitbare Vorraussetzung für den Erfolg eines jeden subkulturellen Unternehmens und transpersonalen Projekts, dass jeder mal Ableitungen teilen darf. Was ich damit sagen möchte: um den Erfolg zu gewährleisten ist die ständige mentale Verbundenheit aller Mitwirkenden wünschenswert. Woher sollten sonst auch die völlig kaputten Ideen dieses Magazins stammen? Oh, Verzeihung, ich glaube mein Wallach ruft. Wissen Sie er hat eine Magenverstimmung und die ganze Nacht lang erbrochen.

Iteration: Bevor wir uns von Ihnen verabschieden, wollten wir noch den sachdienlichen Hinweis loswerden, dass Sie für ein Logozin und nicht für ein Magazin arbeiten. Herr Chenresak, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

(rm & pr & ac)